Steinbach. Das neue Heimatmuseum als üppig zu bezeichnen wäre mit Sicherheit vermessen. Doch ist Steinbach ja auch keine Großstadt. Und so genügen die 35 Quadratmeter im Keller des Backhauses (Kirchgasse) durchaus, um einen kleinen Querschnitt aus der Geschichte des Ortes vorzustellen. Am Samstag wurde das neue Museum des Vereins für Geschichte und Heimatkunde feierlich eröffnet (siehe unten stehenden Bericht).
«Gegliedert haben wir die Ausstellung in sechs Bereiche», erklärt Vereinsvorsitzende Ilse Tesch: Archäologie, Stadtgeschichte, Kirchengeschichte, Land- und Hauswirtschaft, Handwerk und Werkzeuge sowie Familiengeschichte. Anhand der Fundstücke, die sich in der Archäologie-Vitrine entdecken lassen und die aus Jungstein-, Hallstatt- und Römerzeit stammen, lasse sich belegen, dass Steinbach schon um 5000 vor Christus besiedelt gewesen sei.
Den Übergang zum nächsten Bereich bilden ein Güterstein von 1687 und ein historischer Grenzstein: «Er wurde 1988 auf der alten Grenzlinie zu Oberhöchstadt gefunden», so die Erläuterung der Vereinsvorsitzenden. Zu finden sind hier auch Bilder aus der Zeit, als Steinbach noch ein Dorf war. Vorstandsmitglied Heidrun Möhle erklärt hierzu: «1834 hat es in Steinbach 500 Einwohner gegeben und 1947 waren es 1700.» Eine Wasserleitung sei erst in den Jahren 1954 bis 1958 entstanden.
Nur einen Schritt weiter findet sich eine Vitrine mit Fotos, Dokumenten und Exponaten, die die Stadtgeschichte illustrieren. Ganz wichtig hierbei die Kopie der ersten urkundlichen Erwähnung Steinbachs im Jahr 789 im «Codex Traditionum», einer Schenkungsurkunde von Alaholf über «dreißig Tagwerk Ackerland» in der «Marca Steinbach» an das Benediktinerkloster Lorsch. Auch die Kopie der ersten bildlichen Darstellung des Ortes lässt sich hier entdecken. Sie stammt aus der Historischen Relation zur Frankfurter Messe von 1622. | | Ergänzt wird das kleine Ensemble durch die Urkunden zu den Partnerschaften mit Pijnacker, St. Avertin und Hallenberg. Diverse Klassenbilder veranschaulichen wiederum den Wandel im Brauchtum. Während auf den ältesten zu erkennen ist, dass die eingeschulten Kinder früher eine große Brezel hatten, so halten sie auf denen jüngeren Datums sowohl Brezel als auch Schultüten und letztlich nur noch Schultüten in den Händen.
Zur Kirchengeschichte ist die Kopie des Testaments von Frank von Cronberg aus dem Jahr 1371 zu sehen, in dem er der heutigen St. Georgskirche 40 Gulden für Reparaturen vermachte: «Das war damals eine Menge Geld und bestärkte uns darin, die Entstehung der Kirche um 1270 anzusiedeln, was ein vorhandenes romanisches Fenster unterstützt», so Ilse Tesch. Niedlich anzusehen auch das etwa 100 Jahre alte Taufkleidchen mit Mütze. Die früheren Abendmahlkelche stammen aus dem Fundus der evangelischen Kirche. «Da Steinbach jahrhundertelang als Agrardorf galt, freuen wir uns über Exponate von hiesigen Landwirten», sagt Heidrun Möhle und verweist auf Kartoffel- und Laufgewichtswaage. Das Thema Handwerks-geschichte belegt in einer anderen Ecke des Raumes eine alte Schusterwerkstatt, die von Edgar Schmiedl, dem letzten Steinbacher Schuhmacher, stammt. Zur Familiengeschichte freut sich der Geschichtsverein über Originalunterlagen zur Historie von Hermann und Elisabeth Marie Wicht, die ein Bad Homburger gestiftet hat.
«Derzeit ist unsere Dauerausstellung zu sehen, doch zu einem späteren Zeitpunkt sehen wir auch Wechselausstellungen vor», kündigt Ilse Tesch an. Stolz ist der Verein, all das durch Eigenleistung und viele Spender erreichen zu können.
Anlässlich der «Woche der offenen Tür» ist das Museum von heute bis Freitag jeweils von 10 bis 12 Uhr und von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Die reguläre Öffnungszeit ist samstags von 10 bis 12 Uhr. |